06.06.2014 - Für Benjamin Grabow, Helfer im THW Ortsverband Buxtehude, war es der erste Auslandseinsatz in seiner langjährigen THW-Laufbahn, der ihm noch lange in Erinnerung bleiben wird. Ende Mai ging es für den Buxtehuder Helfer und acht weiteren Helfern aus Bremen und Niedersachsen nach Orasje, einer kleinen Stadt in Bosnien. In der Balkanregion war es in den vergangenen Wochen infolge von sintflutartigen Regenfällen (150l/m2 in 48 Stunden) zu schweren Überschwemmungen gekommen. Straßen und Zugverbindungen wurden zerstört, die Elektrizitäts- und Trinkwasserversorgung brach zusammen. Daraufhin riefen die Länder Serbien und Bosnien den Katastrophenalarm aus und baten die Europäische Union um Hilfe.
Das Technische Hilfswerk bot aufgrund des Hilfeersuchens der Staaten mehrere Pumpenmodule (High-Capacity-Pumping Modul) an. Jedes Pumpenmodul verfügt über eine Havariepumpe, welche 15.000 Liter pro Minute fördern kann, sowie über zwei weitere Hochleistungspumpen mit je 5.000 Liter Förderleistung. Insgesamt schickte das THW vier HCP-Module sowie zwei Trinkwasseraufbereitungsanlagen nach Serbien und Bosnien.
„Schon nach wenigen Tagen konnte man sehr gut sehen, was unsere Pumpen zusammen mit Pumpen anderen Organisationen aus ganz Europa geschafft haben. So hatten wir die Pumpen an einem Abend mitten im Wasser aufgebaut und am nächsten Morgen standen sie schon wieder im trockenen.“, berichtet der 28-jährige Buxtehuder. Immer mit dabei war die Angst, auf eine weggeschwemmte Mine aus den Jugoslawienkriegen der 90er zu treten, oder dass eine Mine von den Pumpen angesaugt wird. „Zu Beginn unseres Einsatzes wurden wir speziell für diese Gefahr durch Soldaten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes der Österreichischen Bundeswehr geschult. Man durfte die befestigten Wege nie verlassen und wenn wir doch einmal Schläuche über unbekannte Wiesen und Deiche verlegen mussten, wurde dieser Bereich vorher gründlich überprüft.“, so Grabow.
Während des gesamten Einsatzes pumpten die Helfer vom THW über 2,1 Milliarden Liter Wasser. Das entspricht etwa dem Füllvolumen von 560 olympischen Schwimmbecken. Grabow reiste mit acht weiteren Helfern aus Bremen und Niedersachsen als Kräfteaustausch für die Helfer, die schon seit zwei Wochen in der Krisenregion im Einsatz waren. „Ich reiste als Mechanical Expert mit. Meine Aufgabe war es mich um die Wartung und Instandhaltung der Pumpen zu kümmern. Betriebsstoffe wie Öl und Kühlwasser mussten ständig kontrolliert werden. Wir hatten zudem sehr viele Probleme mit dem Diesel, den wir für die Fahrzeuge und Pumpen bekommen haben. So mussten wir beinahe täglich Kraftstofffilter wechseln, da diese sich mit Fremdkörper und dem sehr hohen Wasseranteil zusetzten. Es sind halt keine Europäischen Standards vorhanden.“, erinnert sich der gelernte Kraftfahrzeugmechaniker. Der Pumpeneinsatz des THWs ist unterdessen abgeschlossen. Am vergangenen Freitag kehrte Grabow mit seinen Kameraden nach zwei anstrengenden Tagen Rückreise mit den LKWs und Pumpen im Gepäck in das THW Logistikzentrum in Heiligenhaus zurück.
Beeindruckt habe ihn, dass trotz des Leids, was den Menschen dort wiederfahren ist, jeder jedem geholfen hat. Auch die Gastfreundschaft war beindruckend. „Egal wo wir hinkamen, uns wurde sofort Kaffee und Essen gebracht, obwohl die Menschen dort selber fast nichts mehr haben. Die Menschen dort benötigen weiterhin Internationale Hilfe, unsere Hilfe kann da nur der Anfang gewesen sein“.